David Hasselhoff ist am Wochenende nach Berlin gekommen. Warum? Um die Mauer zu retten! Jedoch nicht irgendeine Mauer. Es ging ihm um die „East-Side-Gallery“. Einen Teil der Berliner-Mauer, die unsere Stadt jahrzehntelang teilte und die nach 1990 zu einer großen Open-Air-Galerie wurde. Gleichzeitig protestieren die Grünen „für die Mauer" und fordern mehr Druck der Straße gegen einen Durchbruch, während der grüne Bezirksbürgermeister die Bagger zum Abriss bestellt. Klingt komisch. Ist komisch. Bleibt komisch. Selbst für Piraten wie Christopher Lauer. Aber der Reihe nach…
Die Details dieser Story möchte ich hier nur stichpunktartig wiederholen (mehr bei der TAZ): Seit über 10 Jahren gibt es Planungen für eine Bebauung an der Spree zwischen Friedrichshain und Kreuzberg. Unter anderem für den Wiederaufbau einer im zweiten Weltkrieg zerstörten Brücke, die für Fußgänger und Radfahrer als Verlängerung der Kreuzberger Brommystraße über die Spree führen soll.
Dieses und andere Bauvorhaben brauchen eine Zufahrt von der Mühlenstraße, denn sonst kommt man schlicht nicht auf die entsprechenden Grundstücke. Dafür müssen Teile der East-Side-Gallery weichen bzw. versetzt werden. Ob diese über zehn Jahre alten und beschlossenen Planungen sinnvoll oder weniger sinnvoll sind, lässt sich lange diskutieren. Ob das auch gemacht wurde, ist aktuell nicht ganz sicher.
Abstrus ist an dieser Geschichte aber etwas anderes. Es ist das Verhalten der Grünen Spitzenpolitiker im Land Berlin und ganz besonders im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Die Grünen stellen dort nämlich den Bezirksbürgermeister. Und ja, sie kannten natürlich die Planungen. Sie haben den Bau der Brommy-Brücke und den der anderen Projekte sogar genehmigt. Und ja, sie wussten natürlich, dass es dafür einen Mauerdurchbruch geben muss.
Gab es deshalb Protest? Hat der grüne Bezirksbürgermeister zu einer Demonstration aufgerufen? Hat er Menschenketten gebildet?
Nein!
Er hat stattdessen die Bagger bestellt und den Durchbruch genehmigt. Soweit. So gut. Oder auch nicht. Jedenfalls kamen dann vor einigen Wochen plötzlich Demonstrationen. Es kamen Presseartikel. Und plötzlich war alles anders. Die Grünen taten das, was sie am besten können, sie waren dagegen. Franz Schulz – jener grüne Bezirksbürgermeister - war aber nicht nur dagegen. Er war urplötzlich an der Spitze der Bewegung. Eine fast schon beeindruckende Wendung.
Franz Schulz forderte Druck von der Straße. Er forderte die Verhinderung des Durchbruchs. Er forderte die Verhinderung von Luxuswohnungen! Aber Moment? An der Stelle, um die es gerade ging und wegen der protestiert wird, geht es gar nicht um Wohnungsbau. Es geht um den Anschluss der Fußgänger- und Radfahrerbrücke! Einen Anschluss, den er genehmigt und befürwortet hat!
Und das ist der Moment, an dem einem Beobachter dieses Schauspiels nur noch ein schweigendes Kopfschütteln übrig bleibt. Erst die Bagger bestellen, um sich dann protestierend vor die Bagger zu stellen. Auf der einen Seite den Bau genehmigen und auf der anderen Seite Protest fordern - in letzter Konsequenz damit übrigens auch gegen sich selbst. Das ist nichts anderes, als der Versuch alle, aber auch wirklich alle Bürgerinnen und Bürger für doof zu verkaufen. Das dies auch noch mit dem moralischen Zeigefinger - hier die guten Grünen, da der böse Rest inklusive Investor - geschieht, erhöht den faden Beigeschmack.
Und jetzt kam auch noch David Hasselhoff, um die Mauer zu retten. Er stellte sich mit dem Rücken zur Mauer auf, stimmte einige Passagen seines One-Hit-Wonders an und lieferte eine Show, die ihn auf alle bunten Blätter des Landes bringen sollte. Und warum? Um eine Fußgängerbrücke zu verhindern?! Nun ja, das haben die Grünen sich wohl redlich verdient!
Wir Bürger eigentlich nicht.